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Friedenslichtimpuls beim Katholikentag von Bischof Franz-Josef Overbeck

Militärbischof Franz-Josef Overbeck wurde eingeladen am 31. Mai 2014 auf dem Katholikentag in Regensburg einen Impuls zum Friedenslicht zu halten.

Franz-Josef Overbeck ist Bischof von Essen und Militärbischof der Deutschen Bundeswehr. Er hat am 31. Mai 2014 auf dem Katholikentag in Regensburg einen Impuls zum Friedenslicht gehalten:

Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. (Lk 2,12-14)

Der durch den Engel den Hirten auf den Feldern Betlehems verkündigte Friede, der die Herrlichkeit Gottes begleitet, ist durch die Geburt Jesu, des Messias und die Kundgabe des Gotteswortes hergestellt. Jede spätere menschliche Bewegung für den Frieden ist damit verbunden, kann sich damit aber nicht identifizieren. Er ist göttliche Gabe und als solcher auch Macht und Gebot. Kein Ort dieser Welt eignet sich also besser, den Frieden Gottes zu verkündigen und über die Sehnsucht der Menschen nach Frieden zu reden, als Betlehem.

Papst Franziskus hat diese Gelegenheit genutzt. Er hat die Präsidenten Mahmoud Abbas und Shimon Peres eingeladen, mit ihm ein intensives Gebet zu erheben und von Gott das Geschenk des Friedens zu erflehen: „Alle“, so der Heilige Vater, „ersehnen wir den Frieden; viele Menschen bauen ihn täglich mit kleinen Gesten auf; viele leiden und nehmen geduldig die Mühe auf sich, immer wieder zu versuchen, Frieden zu schaffen. Und alle – besonders diejenigen, die in den Dienst ihres eigenen Volkes gestellt sind – haben die Pflicht, uns zu Werkzeugen und Urhebern des Friedens zu machen, vor allem im Gebet. Frieden zu schaffen ist schwierig, aber ohne Frieden zu leben, ist eine Qual. Alle Männer und Frauen dieses Landes und der ganzen Welt bitten uns, ihr brennendes Verlangen nach Frieden vor Gott zu tragen.“ „Ich wünsche mir von Herzen, dass im Hinblick [auf einen stabilen Frieden] allerseits Initiativen und Taten vermieden werden, die dem erklärten Willen, zu einer wirklichen Übereinkunft zu gelangen, widersprechen, und dass man nicht müde wird, den Frieden mit Entschlossenheit und Kohärenz zu verfolgen. Der Friede wird unzählige Vorteile für die Völker dieser Region und für die ganze Welt mit sich bringen. Es ist also notwendig, sich entschieden zu ihm auf den Weg zu machen, auch indem jeder auf etwas verzichtet.“

„Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden“: Frieden ist mehr als nicht Krieg. Kinder sind auch heute ein Zeichen, ein Zeichen der Hoffnung, ein Zeichen des Lebens, aber auch ein ‚diagnostisches Zeichen‘. Wenn die Kinder angenommen, geliebt, be-hütet und beschützt werden [...], wird die Gesellschaft besser und ist die Welt menschlicher“, so der Heilige Vater in seiner Predigt bei der Messe in Bethlehem. Seine Fragen sind auch Fragen an uns: „Wer sind wir vor dem Kind Jesu? Wer sind wir vor den Kindern heute? Sind wir wie Maria und Josef, die Jesus aufnehmen und sich mit mütterlicher und väterlicher Liebe um ihn kümmern? Oder sind wir wie Herodes, der ihn beseitigen will? Sind wir wie die Hirten, die eilends gehen, die niederknien, um ihn anzubeten, und ihre bescheidenen Gaben darbringen? Oder sind wir gleichgültig? [...] Sind wir fähig, bei ihnen zu sein, ‚Zeit zu verlieren‘ mit ihnen? Verstehen wir es, ihnen zuzuhören, sie zu behüten, für sie und mit ihnen zu beten?“ Oder vernachlässigen wir sie, um uns mit unseren Geschäften zu befassen? [...] „Ihr werdet ein Kind finden [...].“ Vielleicht weint jenes Kind; weint, weil es Hunger hat, weil es friert, weil es in den Armen liegen möchte. Auch heute weinen die Kinder, sie weinen viel, und ihr Weinen fragt uns an [...] In einer Zeit, die den Schutz der Minderjährigen proklamiert, werden Waffen gehandelt, die in den Händen der Kinder-Soldaten landen [...]. Aus solcher Diagnose kann „ein neuer Lebensstil hervorgehen, wo die Beziehungen nicht mehr nur durch Konflikt, Unterdrückung und Konsumismus bestimmt sind, sondern Beziehungen der Brüderlichkeit, der Vergebung und der Versöhnung, des Teilens und der Liebe sind.“ Kurz gesagt: des Friedens. Das Jesuskind in der Krippe ist ‚Licht des Friedens‘. Zum Zeichen dafür tragen die Pfadfinder und Pfadfinderinnen das Friedenslicht in die Welt.

Die Brüderlichkeit, so ist in der Friedensbotschaft von Papst Franziskus zu lesen, ist Fundament und Weg des Friedens. Betrachtet man den Frieden als Werk der Solidarität, ist es zugleich unmöglich, in der brüderlichen Gemeinschaft nicht ein wesentliches Fundament zu sehen. Der Friede ist ein unteilbares Gut. Entweder ist er das Gut aller oder von niemandem. Er kann als bessere Lebensqualität und als menschlichere und nachhaltigere Entwicklung nur dann errungen und genossen werden, wenn in allen die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, erweckt wird. Das schließt ein, sich nicht von der Gier nach Profit und vom Durst nach Macht leiten zu lassen.

Es bedarf der Bereitschaft, sich für den anderen zu verlieren, anstatt ihn auszubeuten, und ihm zu dienen, anstatt ihn um eines Vorteils willen zu unterdrücken und in Person, Volk und Nation nicht irgendein Mittel zu sehen, dessen Arbeitsfähigkeit und Körperschaft man zu niedrigen Kosten ausbeutet und den man, wenn er nicht mehr dient, zurück lässt, sondern als ein uns gleiches Wesen, als eine Hilfe für uns. An alle, die mit Waffen Tod und Gewalt säen, möchte ich einen nachdrücklichen Aufruf richten: „Entdeckt in dem, den ihr heute nur als einen zu schlagenden Feind betrachtet, wieder euren Bruder und haltet ein! Verzichtet auf den Weg der Waffen und geht dem anderen entgegen auf dem Weg des Dialogs, der Vergebung und der Versöhnung, um in eurem Umfeld wieder Gerechtigkeit, Vertrauen und Hoffnung aufzubauen!“

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